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U m ...S c h l o s s .. u n d .. B o w l i n g g r e e n
Parkgestaltung

Wir sind Zuschauer, betrachten zunächst die Schlossanlage, dann die Personen im Vordergrund, um uns von da aus die Bildmitte anzuschauen. Dort auf dem Bowlinggreen promenieren zahlreiche Personen entlang von Wegen. Das alles nehmen wir von einer kleinen Anhöhe aus wahr. An unserem Standort steht heute der Apollontempel, in Bergparkführern auch als Jussow-Tempel bezeichnet.

Rechts am Bildrand springen die Wasser der großen Fontäne. Sie haben ihre Höhe erreicht. Der Wind weht die herabfallenden Tropfen in einem breiten Schwall zur Mitte des Geschehens. Vor diesem weißen Band kommt eine Personengruppe vorn im Bild wirkungsvoll zur Geltung, ein Paar mit einem Sohn, einem Hund und dahinter der ältere Sohn mit der kleinen Tochter auf dem Arm. Alle gehen auf die Fontäne zu, der Junge zeigt mit ausgestrecktem Arm auf das Schauspiel, die Frau hebt ihren Fächer, als wollte sie sich vor der Gischt schützen, ihren Arm hat sie bei ihrem Gatten eingehakt. Dieser schaut sie an, links neben ihr schreitend, außen den Spazierstock in der Hand und etwas auch uns Betrachtern zugewandt. Die Mimik deutet ein „Habe ich es dir nicht versprochen!“ an. Der Kleidung nach handelt es sich um eine gut situierte Familie. Der Herr trägt eine kleine Perücke mit Zopf, obenauf ein Dreispitz. Ebenso die kurze Jacke, Kniebundhose, Strümpfe und Halbschuhe weisen ihn als modisch gekleideten Herrn mit Status aus. 

Das trifft ebenfalls auf die Dame zu. Sie zeigt sich im Stil Anglaise, der englischen Mode. Auf dem Kopf ein Mini-Zylinder mit Schleifenband, beides versteckt die Haare. Das Kleid fällt faltenreich und lang, also mit viel hochwertigem Stoff bis auf den Boden. Der breite Reverskragen bedeckt die Schultern, lässt den Hals aber frei, das breite Gürtelband aus dem gleichen verzierten Stoff betont die Taille. Der Junge ist mit langen Hosen und Jacke bequem gekleidet, einen Hut mit Feder hat er abgenommen, hält ihn locker nach unten in der linken Hand. Der junge Mann mit dem Kind auf dem Arm trägt eine kurze Jacke und eine knielange Hose, die Schnallenschuhe fallen auf, ebenso der Hut mit Krempe.

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"Wilhelms-Höhe // eine Parthie des Weissensteins bei Cassel." "Nach der Natur gezeichnet von Nahl.", "die Figuren von G. Schleich", "gestochen von Schroeder", 1795 als Druck erschienen.
Digitalisat: Staatliche Kunstsammlungen Dresden skd - A 1962-630.

Johann August Nahl d. J. - 1792 Professor an der Kasseler Kunst Akademie, 1815 Direktor der Malklasse, 
Friedrich Schröder - Stecher, Johann Carl Schleich - Figurenzeichner. Erster Kupferstich aus einer Serie von vier Ansichten:  Wilhelms-Höhe, Teufels-Brücke, Felsen-Burg, Aqueduct.
Alle Stiche sind untertitelt mit: "Eine Parthie des Weissensteins". Verleger ist E. Engelbrecht in Augsburg, der F. Schröder und C. Schleich beschäftigt. 

Eine eigenwillige und vielleicht auch überraschende Betrachtung
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