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P a r k g e s t a l t u n g. -. D i e. P l u t o g r o t t e
Parkgestaltung

Zwei Hauptachsen? Schnittpunkt? Mitte?

Eine kurze Bildbetrachtung - Statt einer Einleitung

Es ist eine eigenwillige Ansicht, die Johann Gottlieb Kobold 1795 gezeichnet hat und die als kolorierte Umrissradierung den Besuchern der Wilhelmshöhe angeboten wurden. Solche Grafiken ließen sich gut verkaufen.
Im Bilddrittel links identifizieren wir die Teufelsbrücke mit einem tief fallenden Wassersturz. Dieser ist ebenso überdimensioniert ins Bild gesetzt, wie die breitgezogene Kaskade mit den zahlreichen Prellsteinen in der Mitte. Die ruhige Wasserfläche im Vordergrund soll wohl den Höllenteich darstellen.
Die Anlage ist 1792 - 1793 gebaut worden, als zweites Wasserbild im umgeformten Park, hin zum romantischen Landschaftsgarten.

Für meine hier versuchte Neubewertung und Würdigung der Plutogrotte ist die Umrissradierung aufschlussreich. Auf der Grafik kommt diese als zentraler Ort zwischen Wasserkunst und Herkules zur Geltung. Selten ist die Grotte auf einer Ansicht auch nur annähernd so exponiert ins Bild gesetzt worden. Sie nimmt fast die gesamte Breite der Mittelachse ein und gleitet zugleich nach rechts und links sanft ab. Baumreihen begrenzen die ab 1770 in den Wald zwischen Neptunbrunnen und Großer Fontäne geschlagene Schneise. Erst jetzt, in der Zeit Friedrichs II. entsteht die Hauptsichtachse. Sie vermittelt zwischen Jagdschloss und Oktogon, lädt zum in den Blick nehmen ein. Zwei Herkulesskulpturen fordern dazu auf, ebenso die Plutogrotte, circa 1770 als Restaurierung der Moritzgrotte erneuert. Sie verweist auf die drei Grotten oberhalb der barocken Kaskaden.

Zwei Herkules-Skulpturen?
Friedrich II. lässt am Parterre hin zum Berghang das Fontänen-Bassin errichten. Dahinter lädt ein Laubengang zum Verweilen und Promenieren ein. In der Mitte der Teich-Einfassung fällt eine Skulturengruppe auf. Herkules holt mit der Keule zum Schwung aus, um den dreiköpfigen Höllenhund zu bändigen. Dieser speit Wasser aus, das zu einer hohen Fontäne aufsteigt.
Besucher erfassen dieses Geschehen und sehen sich veranlasst, die zweite Herkules-Skulptur oben auf der Pyramide in den Blick zu nehmen. Dazwischen erfassen sie die wuchtige Anlage der Plutogrotte, in der der Gott der Unterwelt regiert und die der Höllenhund Cerberus bewacht.

Zurück zur Radierung von Kobold. Der Künstler erweckt den Eindruck, als würden bei jedem Anlassen der Wasserspiele sich Besucher so zahlreich vor Teufelsbrücke, Höllenteich und Plutogrotte versammeln. Die Rasenflächen bieten ausreichend Platz, sie durchziehen im breiten Band die Szenerie und bieten mehrere gute Aussichtspunkte an. Die Zahlenangaben in Berichten und Beschreibungen aus der Zeit um 1800 sind vage und geschätzt. .... heißt es bei ... Es bleibt unklar, wie viele Besucher an den Sonn- und Feitagen wirklich in den Bergpark strömen und erst Recht, welche Gesellschaftsgruppen vertreten sind.

Die Grafik will Kobold gut verkauft wissen, dafür ist es wichtig, viele Personen...

27 Figurinen links vor der T
9 ganz rechts
33 vor PG + 12 im Eingangsbereich der PG
= 51


Zwischenergebnis 1:
Friedrich II. - Herkules zweimal, Grotten mehrfach
Plutogrotte in der Mitte der neuen Sichtachse...
Hier griechische, antike Mythologie in begehbaren Bildern ...
Bilder bei FII. anders interpretiert, Funktion als 30 Jahre später im Landschaftsgarten mit den romantischen Wasserbildern, Wasserkunst...

Zwischenergebnis 2:
Solche Grafiken zeigen vom Anspruch her nicht die wirklich vorgefundene, gesehene Ansicht...
Kategorien: Souvenirblatt, Stammblatt, Prospekt

"Prospect", dem Fürsten gewidmet oder mit Genehmigung des Fürsten
Architekturzeichnungen, Situationspläne
Verfahren - Die Landgrafen Friedrich II. und Wilhelm IX. (Kurfürst Wilhelm I. geben
Prospekte, Pläne und Gemälde in Auftrag.
Vor allem die Professoren der Kunstakademie und die Hofmaler
Mehr dazu unter: ...

Kobold zwar an Kunstakademie, aber ...

Von Kobold - Friedrichsplatz Grafik
und Aquarell Unerhört...



Die neue Mitte des Bergparks

H. C. Jussow gelingt es, die barocken Grotten und Kaskaden mit den neuen Wasserbildern zu verküpfen und den Bergpark zum Gesamtkunstwerk auszubauen. Eine Schlüsselrolle für diese Konzeption nimmt die Plutogrotte ein. Das wird in kunsthistorischen Betrachtungen zur Wilhelmshöhe wenig untersucht.

Wenn ich den Bergpark aus der Sicht eines Spaziergängers kontemplativ genieße und erkunde, entdecke ich in der Mitte der Hauptsichtachse die Plutogrotte. Ausgangspunkt sind die Schlosstreppen und der Blick über das Bowlinggreen hoch zum Oktogon.

Die Hauptsichtachse ist erst im Zuge der Umgestaltungen des Plateaus vor Schloss Weissenstein angelegt worden. Friedrich II. nimmt Ideen seines Großvaters, Landgraf Karl, auf und gibt Gemälde und Prospekte in Auftrag, um verschiedene Varianten der Parkerneuerung im Bilde prüfen zu können. J. H. Tischbein legt mehrere Gemälde und Skizzen vor, so können wir heute Überlegungen und Planungen nachvollziehen.

Schneise - FII.

So kommt eine Grotte erst in den Blick...
Bergpark in der Zeit Landgraf Karls getrennt - Oktogon und Große Kaskaden am Berghang oben, das Jagdschloss Weissenstein unten auf dem Plateau der Weissensteinfelsen.
Dazwischen Wald!

Eine Grotte ist von Landgraf Moritz - nicht eindeutig belegt oder doch?
Das ist die Zeit um 1600! Grotten sind modern, repräsentative Objekte...




Die Plutogrotte in der Mitte des Bergparks - Eine Neubewertung

Schnittpunkt der zwei Hauptachsen
In Arbeit
Die Teufelsbrücke mit der Plutogrotte
Umrissradierung, koloriert, nach einer Zeichnung von J. G. Kobold, ca. 1795, Stadtmuseum